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Burnout

Wenn das Stresslevel steigt

In Zeiten von Digitalisierung und moderner Kommunikation wird erwartet, ständig erreichbar zu sein. Zusammen mit einer immer grösser werdenden Menge an Informationen und zunehmend komplexeren Arbeitsabläufen entsteht schnell das Gefühl, mit den rasanten Entwicklungen kaum noch Schritt halten zu können. Hinzu kommt eine stetig wachsende Arbeitsbelastung, sei es durch höhere Anforderungen, mehr geleistete Arbeitsstunden oder ein hohes Stresslevel.

Was ist ein Burnout?

Der Begriff „Burnout“ ist mittlerweile in unsere Alltagssprache eingegangen. Er stellt ein Krankheitsbild von unterschiedlicher Ausprägung und Stärke dar, das auf dem Boden einer lang andauernden Stressbelastung entsteht, meist im Zusammenhang mit Belastungen, die eine erhöhte Leistungsbereitschaft erfordern, wie z.B. am Arbeitsplatz. Neben psychischen Veränderungen, die vielfach den Symptomen von Angst und Depression ähneln, können auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Herz-Kreislaufprobleme und Störungen des Hormon- und Immunsystems auftreten.

Was sind die Risikofaktoren?

Stress allein führt nicht zwingend zu einem Burnout. Weitere Faktoren und Rahmenbedingungen müssen für die Entstehung eines Burnouts vorliegen. Hier spielen äussere Faktoren der Arbeitsorganisation wie zum Beispiel Strukturen, Verantwortlichkeiten, Zeitmanagement, Arbeitsklima und die Bewertung der Arbeit durch Vorgesetzte eine Rolle. Aber auch innere Persönlichkeitsfaktoren und die Verfügbarkeit von Bewältigungsstrategien wie beispielsweise die mangelnde Fähigkeit sich abzugrenzen sind zentral. Ein Burnout trifft oft besonders engagierte, perfektionistische Mitarbeiter.

Welche Warnsignale sollte ich beachten?

Damit sich aus Überlastung kein Burnout entwickelt, ist es wichtig, die ersten Anzeichen früh zu erkennen und rechtzeitig Gegenmassnahmen einzuleiten. Häufig kommt es bei den Betroffenen zunächst zu einem erhöhten Arbeitseinsatz mit vielen Überstunden. Es folgen Müdigkeit, körperliche und psychische Erschöpfung sowie verringerte Leistungsfähigkeit und fehlende Motivation. Das Wochenende oder auch die Ferien reichen zur Erholung nicht mehr aus und es kommt zu weiteren Beschwerden, wie Schlafstörungen, Schmerzen oder Angstsymptomen. Letztlich tritt die totale Verzweiflung ein, die sich bis hin zu einer Depression entwickeln kann. Um aus der Spirale aus Überforderung, Erschöpfung und mangelnder Leistungsfähigkeit auszubrechen, ist meistens professionelle Hilfe erforderlich. Die Therapie richtet sich dabei nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Dazu gehören neben psychologischer Beratung auch medikamentöse Behandlungen und Sport und Entspannungsübungen.

 

Was hilft sonst noch?

In den letzten Jahren hat das Thema Burnout zunehmende Aufmerksamkeit erhalten und mittlerweile sind viele Arbeitgeber bereit, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. Schliesslich ist Vorbeugen besser als eine Behandlung. Familienfreundliche Arbeitsmodelle können dabei ebenso zur Stressreduktion beitragen, wie Wertschätzung und ein positives Arbeitsklima. Darüber hinaus ist eine Sensibilisierung von Führungskräften erforderlich, um Erschöpfung bei den Mitarbeitern rechtzeitig zu erkennen und damit einem Burnout vorzubeugen.

 

Frau Prof. Holsboer, was würden Sie uns persönlich raten?

Grundsätzlich sollte man sich fragen: Kann ich mich genügend erholen? Oder muss ich ständig erreichbar sein? Meine Strategie, um einem Burnout entgegen zu wirken ist zum einen körperliche Aktivität zur Verbesserung des Schlafs und zum anderen Problemanalysen, Beseitigung von Stressquellen und Humor. Zudem sollte der Missbrauch von Alkohol, Nikotin und anderen Substanzen grundsätzlich vermieden werden.

 

 

 

 

 

Prof. Dr. med. Edith Holsboer-Trachsler, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD)