In Phasen von hoher Arbeitsbelastung und viel Stress wird die Work-Life-Balance zum «Balanceakt». Wächst die Belastung zur Überforderung und dauert sie über längere Zeit an, entsteht daraus ein Risiko für die psychische Gesundheit. Burnout und auch Depression können die Folge sein. Darum gilt es, die Warnsignale zu erkennen und rechtzeitig Ausgleich zu schaffen.
Bald ist Weihnachten. Wie hättest Du Dir die Adventszeit vorgestellt? Vielleicht besinnlich und beschaulich? Mit viel Zeit für Dich selbst oder für das gemütliche Beisammensein mit der Familie oder mit Freunden?
Die Realität sieht leider für viele ganz anders aus. Der Advent ist eine der stressigsten Perioden des Jahres, weil alle noch etwas möchten vor Jahresende, Projekte abgeschlossen und Termine noch vor den Feiertagen untergebracht werden müssen. Hinzu kommen die privaten Verpflichtungen.
Das Stresslevel steigt
Diese Zusatzbelastung kommt zu einer ohnehin schon konstant anwachsenden Arbeitsbelastung oben drauf. Denn die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist von 2006 bis 2016 um mehr als 10% gestiegen. Hinzu kommen wachsende Anforderungen und ein hohes Stresslevel. Das hinterlässt Spuren. Gemäss Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz fühlte sich im Jahr 2016 ein Viertel der Berufstätigen am Arbeitsplatz gestresst oder erschöpft. Dabei sind vor allem junge Arbeitnehmer unter 39 Jahren betroffen. Doch auch Kinder und Jugendliche sind zunehmend überlastet. Wie aus einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht, klagen 15% der elfjährigen Kinder in der Schweiz über ständige Niedergeschlagenheit. Auch bei den 15- bis 21-Jährigen sind Stress und Überforderung weit verbreitet, wie die Jugendstudie Juvenir zeigt.
Dauert die Stressbelastung über längere Zeit an und bleibt die notwendige Erholung aus, können ein Burnout oder letztlich sogar eine Depression die Folge sein.
In der Abwärtsspirale
Die Symptome von Burnout und Depression sind teilweise sehr ähnlich, und die beiden Krankheitsbilder lassen sich nicht immer
einfach gegeneinander abgrenzen. Ein Burnout entwickelt sich meist aus einer Phase der dauerhaften Stressbelastung, wenn die vorhandenen Ressourcen nicht mehr ausreichen, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. Die nötige Erholung
bleibt aus und es kommt häufig zu einer Abwärtsspirale mit Symptomen wie Schlaflosigkeit, Erschöpfung und Appetitlosigkeit. Nicht selten entwickeln Betroffene eine zynische Haltung gegenüber ihrer Arbeit und ihren Mitmenschen
und sind in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was wiederum mehr Stress erzeugt. Am Ende kommt es zur totalen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, die auch in eine Depression übergehen kann.
Anzeichen rechtzeitig erkennen
Umso wichtiger ist es, wachsam zu sein und es
gar nicht so weit kommen zu lassen. Schliesslich ist Prävention besser als Behandlung! Damit sich aus Überlastung kein Burnout entwickelt, ist es wichtig, die ersten Anzeichen früh zu erkennen und rechtzeitig Gegenmassnahmen einzuleiten. Ernstzunehmende Warnsignale sind Veränderungen im gewohnten Verhalten und in der Arbeitsleistung. Die betroffene Person ist unaufmerksam, vergesslich, weniger offen für Neues und insgesamt weniger motiviert. Hinzu kommen Müdigkeit, Erschöpfung und mangelnder Energie.
Die Balance wieder herstellen
Werden solche Warnsignale festgestellt, müssen zunächst die Ursachen ermittelt werden. Es ist sinnvoll, hierfür frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und entsprechende Abklärungen zu treffen. Denn die Symptome können auch körperliche Ursachen haben. Darum ist der Besuch beim Hausarzt sinnvoll.
Generell gibt es eine ganze Reihe von Massnahmen, die dabei helfen können, die Work-Life-Balance wieder auszugleichen und die Belastung zu senken. Hier unsere 10 Tipps:
- Ordne Deine Projekte nach Relevanz und beginne mit dem Wichtigsten. Die anderen Aufgaben können warten.
- Plane auch Erholungszeit ein. Denn manchmal sollte die Priorität auch in der Erholung liegen.
- Ernähre Dich ausgewogen und gesund. Das wirkt sich positiv auf die Gesundheit und damit auf die Psyche aus.
- Treibe regelmässig Sport. Bewegung ist ein guter Ausgleich zur Arbeit und fördert sowohl die körperliche wie auch die psychische Fitness.
- Lerne, auch mal nein zu sagen. Das Arbeitspensum darf die eigenen Ressourcen nicht dauerhaft übersteigen.
- Lerne, Unvollkommenheiten oder Fehler von Dir selbst und von anderen zu akzeptieren. Fehler sind menschlich, nichts und niemand ist perfekt.
- Engagiere Dich auch ausserhalb der Arbeit. Das kann eine Bereicherung sein und hilft beim Abschalten - sollte aber die eigenen Ressourcen nicht dauerhaft übersteigen.
- Delegiere und vertraue. Arbeitsteilung und gegenseitiges Vertrauen ist wichtig und entlastet, am Arbeitsplatz ebenso wie im Privaten.
- Pflege soziale Kontakte. Die Zeit mit Familie, Partner oder Freunden gibt positive Impulse für mehr Zufriedenheit, Entspannung und Ausgeglichenheit.
- Hol Dir rechtzeitig ärztliche Hilfe, wenn Du das Gefühl hast, mit der Situation überfordert zu sein..
Fazit
Vorübergehende Phasen mit überdurchschnittlicher Belastung und wenig Erholungszeit snd für die meisten zu verkraften, so beispielsweise auch ein stressiges Jahresende. Doch wenn eine solche Phase lange andauert und die Erholung dauerhaft zu kurz kommt, bedeutet dies ein ernsthaftes Risiko für die psychische und körperliche Gesundheit. Gegenmassnahmen sollten rechtzeitig ergriffen werden, nach Möglichkeit mit der Unterstützung einer Ärztin, eines Arztes oder einer anderen Fachperson.
Fachliche Beratung
Die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) engagiert sich für Stressmanagement sowie Burnout-Prävention und -Behandlung. Sie ist Informationsplattform und Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und Interessierte und berät auch Betriebe und Institutionen..